Als ich mit der Planung unseres Neubaus begann, stand früh die Frage im Raum: „Wie machen wir das mit der Elektrik?“ Zu diesem Zeitpunkt war ich noch ein völliger Laie, was Hausautomatisierung und Bus-Technik anging. Doch ich hatte klare Vorstellungen davon, was ich wollte – und noch klarere davon, was ich nicht wollte.
Der erste Gedanke: Elektrische Rollläden
Von Anfang an war klar: Alle Fenster sollten mit elektrischen Rollläden ausgestattet werden. Was mir dabei nicht gefiel, war die klassische Anordnung der Bedientaster – entweder direkt neben jedem Fenster oder zentral am Zimmereingang. Diese Konstellation war für mich weder elegant noch praktikabel. Außerdem wollte ich die Möglichkeit, die Rollläden zentral zu steuern, etwa zeit- oder helligkeitsgesteuert.
Nach kurzer Recherche stieß ich schnell an die Grenzen konventioneller Elektrik. Für solche Anforderungen schien ein Bus-System wie geschaffen. Das brachte mich zur nächsten Frage: „Welches Bus-System ist das richtige?“
Warum KNX?
Ein genauerer Blick zeigte, dass KNX das am weitesten verbreitete Bus-System ist. Es bietet herstellerübergreifende Standards und eine enorme Flexibilität. Schnell war das Buch „Heimautomation mit KNX, DALI, 1-Wire und Co.“ [Amazon] gekauft – ein echtes Schwergewicht mit knapp 1300 Seiten, aber genau das Richtige, um sich tief in die Materie einzuarbeiten.

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Schon nach den ersten Kapiteln war für mich klar: Unser Neubau bekommt KNX.
Da ich gerne tüftle und mich mit Technik und Programmierung beschäftige, war der Entschluss schnell gefasst, auch die Parametrierung mit der ETS-Software selbst in die Hand zu nehmen. Die ersten Schritte waren eine Herausforderung, besonders die Strukturierung der Gruppenadressen und die Konfiguration von Szenen, aber dank des Buchs, zahlreicher Online-Ressourcen und der Unterstützung eines erfahrenen Elektrikers war es gut machbar.
Die Vorteile von KNX im Neubau
Die Entscheidung für KNX fiel mir letztlich aus mehreren Gründen leicht:
- Flexibilität und Zukunftssicherheit:
Mit KNX sind Anpassungen und Erweiterungen jederzeit möglich, ohne Wände aufstemmen oder neue Leitungen ziehen zu müssen. Mein System ist zukunftssicher und wächst mit den Bedürfnissen des Hauses. Besonders beeindruckt hat mich, dass ich mit KNX herstellerunabhängig bleibe. - Komfort und Automatisierung:
Funktionen wie automatische Beschattung, eine LED-Lichtsteuerung mit Tunable White, präzise Präsenzmelder und zentral gesteuerte Szenarien bieten einen Komfort, den ich mit konventioneller Elektrik nicht erreichen könnte. Zum Beispiel passt meine Beleuchtung die Farbtemperatur je nach Tageszeit an – tagsüber kühlweiß für Konzentration, abends warmweiß für Gemütlichkeit. - Individuelle Anpassungen:
Besonders spannend finde ich die Möglichkeit, unkonventionelle Ideen umzusetzen – zum Beispiel eine Rollladensteuerung mit Lüftungsfunktion. Ist ein Fenster gekippt, fährt der Rollladen automatisch ein Stück hoch. Offene Fenster verhindern zudem das Schließen der Rollläden, was sowohl Komfort als auch Sicherheit erhöht. - Energieeffizienz:
Meine Fußbodenheizung wird intelligent über KNX gesteuert. Temperatursensoren in den Glastastern ermöglichen eine Einzelraumregelung, und die Zirkulationspumpe läuft nur, wenn es notwendig ist. Diese Optimierungen haben mir spürbare Einsparungen bei den Heizkosten gebracht. - Einheitliches Design:
Keine zusätzlichen Taster an jedem Fenster und weniger Schalter an den Wänden – das sorgt für ein cleanes und modernes Erscheinungsbild. Präsenzmelder übernehmen die Lichtsteuerung in Räumen wie Diele, Küche und Treppenhaus.
Ein Mehrgenerationenhaus mit KNX
Da wir in einem 2-Generationenhaus leben, musste ich auch meine Eltern von KNX überzeugen. Mein Vater war zunächst skeptisch, als ich erklärte, dass keine 230V-Leitungen mehr direkt zu den Lichtschaltern gehen würden, sondern nur noch die grüne KNX-Leitung.
Die Lösung: In ihrer Wohnung habe ich reguläre Lichtschalter über Tasterschnittstellen eingebunden. Für meine Eltern funktioniert alles wie gewohnt – sie drücken einen Taster, das Licht geht an. Im Hintergrund läuft die Kommunikation vollständig über den KNX-Bus. Diese Möglichkeit, Technik unauffällig und „klassisch“ wirken zu lassen, macht KNX auch für konservative Nutzer interessant.
Wirtschaftlichkeit durch Eigenleistung
Natürlich sind die initialen Kosten für KNX höher als bei einer konventionellen Elektrik. Doch durch Eigenleistung habe ich die Kosten erheblich gesenkt. Allein die Parametrierung und ein Großteil der Elektroinstallation habe ich selbst übernommen, mit fachlicher Unterstützung meines Elektrikers.
Langfristig amortisiert sich KNX für mich nicht nur durch den Komfortgewinn, sondern auch durch Einsparungen bei Energie und Heizung. Eine intelligente Steuerung wie meine Zirkulationspumpe zahlt sich über die Jahre definitiv aus.
KNX – eine Investition, die sich lohnt
Wenn ich heute nochmal bauen würde, wäre KNX wieder meine erste Wahl. Der Einstieg war zwar komplex, doch die Möglichkeiten, die das System eröffnet, sind es wert. Ob Licht, Heizung, Rollläden oder Sicherheit – mit KNX habe ich ein System, das sich perfekt an die Bedürfnisse unseres Hauses anpasst.
Für alle, die überlegen, ob sie auf ein Bus-System setzen sollen, kann ich nur sagen: Es lohnt sich. Mit der richtigen Planung, etwas Einarbeitung und – wenn nötig – professioneller Unterstützung eröffnet KNX unzählige Möglichkeiten und macht das Zuhause fit für die digitale Zukunft.
Wenn euch dieser Beitrag gefallen hat oder ihr Fragen zu meiner Installation habt, lasst es mich wissen. Ich teile gerne weitere Einblicke und Tipps! 😊